Irgendwann begann der Eintritt des Schachs in die breite Öffentlichkeit und das mag im Laufe des 18. Jahrhunderts geschehen sein. Blieb es bis dahin dem Adel, den Gelehrten und sicher auch dem Militär überwiegend vorbehalten, so änderte sich das mit der Verbreitung von Schriften über das Schach, also Lehrbücher, aber auch Schachzeitungen.
Und schließlich gründeten sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts vermehrt auch Schachvereine, wobei Berlin durchaus eine Hochburg war. Kein Wunder, kamen hier Adel, Gelehrte und Militär in verstärktem Maße vor.
Und schließlich begann man auch 1846 in Berlin eine erste regelmäßige und noch heute erscheinende Publikation anzubieten, die Deutsche Schachzeitung. Man sah sich auf Augenhöhe mit dem Chess Players Chronicle von Howard Staunton und dem französischsprachigen Le Palamède.
Doch weg von Paris, London und Berlin spulen wir mal knapp 40 Jahre vor und blättern in eben dieser Deutschen Schachzeitung von 1882. Dort steht:
„Aus Offenbach a/M. Unsere Schachgesellschaft feierte am Sonntag, den 13. November, gemeinsam mit zahlreich erschienenen Schachgästen aus Frankfurt, Dettingen und Heusenstamm ihr erstes Stiftungsfest. Nachdem man den Nachmittag dem edlen Schachspiele gewidmet, wurde ein Souper eingenommen, nach welchem musikalische und declamatorische Vorträge aller Art bewiesen, dass auch in gesellschaftlicher Beziehung der Verein wohlbestellt ist. Ein wohlgelungenes Festspiel mit Schachcapuzinerpredigt, von einem der Mitglieder verfasst und von mehreren Herren aufgeführt, wurde mit grossem Beifall aufgenommen.„
Es ist damit der erste Hinweis in einer Schachzeitung auf schachliche Aktivitäten in Heusenstamm.
Natürlich könnte es sich bei den Gästen um eben einzelne Personen handeln, die eben aus Heusenstamm nach Offenbach angereist waren. Ein Verein muss da noch nicht existiert haben. Oder etwa doch?!
Neben den Schachzeitungen wurde über Schach auch in Schachspalten berichtet. So erschien seit 1881 die Frankfurter Schachzeitung im Rahmen des Didaskalia, einer Unterhaltungsbeilage zur 1903 eingestellten Tageszeitung Frankfurter Journal.
Immer wurden in der Frankfurter Schachzeitung Probleme zur Lösung angeboten und auch die Löser in einer der Folgeausgaben gelobt.
So hatte A.Schrodt aus Heusenstamm die Ehre hier der erste namentlich bekannte Schachspieler zu werden.
Na, Heusenstammer, wie isses?! Wer tritt in die Fußstapfen des Vorkämpfers und löst die nebenstehende Aufgabe?
Wer sich zuerst mit der richtigen Lösung meldet, gewinnt einen Preis!
Aber schon zwei Jahre später findet man in der Frankfurter Schachzeitung im Mai 1887 auch die folgende interessante Notiz:
„Aus Heusenstamm schreibt man uns, dass der dortige Schachclub sein sechstes Stiftungsfest Sonntag, den 15. d. M. zu feiern beabsichtige, wozu die Mitglieder der benachbarten Vereine und Freunde des Schachspiels freundlichst eingeladen sind. Aus dem uns mitgetheilten Programm wollen wir die Hauptpunkte erwähnen: Nachmittags 3 Uhr, Empfang und Begrüssung der Gäste. Die Zeit von 3 bis 5 Uhr wird dem praktischen Spiele gewidmet; 5 Uhr, gesellige Vereinigung nebst Vorträgen von Mitgliedern des Clubs. Auch haben einige Gesangvereine ihre Mitwirkung zugesagt. Die Feier findet in der bestrenommirten Wirthschaft des Herrn Augenthaler statt.“
Das bedeutet, dass das sechste Stiftungsfest dieses Heusenstammer Schachclubs, der mit dem heutigen nur den Namen gemeinsam hat, auf das Gründungsjahr 1881 hinweist.
Clublokal Mitte dieser 80er Jahre war das Gasthaus zum Goldenen Löwen. Dieses gibt es seit 1661 und auch noch noch heute, direkt am Torbau in der Schlossstraße 5 gelegen, gegenüber der Kirche St. Cäcilia.
Aber damit versiegen dann ab etwa 1890 die Quellen zu Heusenstamm in den überregionalen Publikationen.
Erst viel später, nach Ende des Zweiten Weltkriegs, wird wieder ein Schachverein in Heusenstamm bekannt werden, wie viele andere im wahrsten Sinne ein Phoenix aus der deutschen Asche.
Doch darüber wird es erst mehr in Teil 2 dieses Streifzugs geben.